Sicher zur Schule – aber wie?
Was Eltern sich für sichere Schulwege wünschen
Der Weg zur Schule markiert für viele Kinder den ersten Schritt in die selbstständige Mobilität. Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad – sobald Kinder eigenständig am Straßenverkehr teilnehmen, steigen auch die Risiken. Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) zeigt: Viele Eltern machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg – und wünschen sich klare Verbesserungen.
Ein Kind alle 20 Minuten: Alarmierende Unfallzahlen
Die Statistik ist eindeutig – und erschreckend: 2023 kamen 44 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr ums Leben, über 27.000 wurden verletzt, mehr als 3.000 davon schwer. Das heißt: Alle 20 Minuten wird ein Kind im Straßenverkehr verletzt. Besonders gefährlich sind die Wege zur Schule oder in der Freizeit – je selbstständiger die Kinder unterwegs sind, desto höher ist das Risiko.
Eltern sehen Schwachstellen – besonders in Städten
Die repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa unter 1.000 Eltern zeigt ein gemischtes Bild: Zwar bewerten 31 Prozent den Schulweg ihres Kindes als „sehr sicher“, doch fast ein Fünftel stuft ihn als „eher unsicher“ oder „sehr unsicher“ ein. Besonders kritisch äußerten sich Eltern aus Großstädten und Jüngere unter 40 Jahren – während Befragte aus ländlichen Regionen häufiger positiv urteilten.
Was braucht ein sicherer Schulweg?
88 Prozent der Eltern fordern gut sichtbare Querungsstellen, also Ampeln, Zebrastreifen oder Mittelinseln. Ebenso wichtig: Tempo 30-Zonen und verkehrsberuhigte Bereiche rund um Schulen, die 85 Prozent der Befragten als besonders wichtig einschätzen. Hier gibt es großen Handlungsbedarf – nicht zuletzt, weil falsch parkende Fahrzeuge oft die Sicht versperren und riskante Situationen provozieren.
Der DVR unterstützt diese Forderungen ausdrücklich: Sichthindernisse müssten konsequent entfernt und das Parken in Schulnähe baulich unterbunden werden.
Allein mit dem Fahrrad? Nur unter bestimmten Bedingungen
Ab wann Kinder allein mit dem Rad zur Schule fahren sollten, sehen Eltern kritisch:
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84 Prozent finden es wichtig, dass das Kind den Weg bereits mit einem Elternteil eingeübt hat.
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79 Prozent nennen das Verkehrsaufkommen als entscheidenden Faktor.
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Nur 47 Prozent legen Wert auf die absolvierte Radfahrprüfung.
Der DVR empfiehlt klar: Alleinfahrten erst nach bestandener Radfahrprüfung – und nur, wenn der Schulweg sicher ist. Vor dem zehnten Lebensjahr sollten Kinder generell nicht allein mit dem Fahrrad unterwegs sein, da ihnen häufig noch die nötige Gefahreneinschätzung fehlt.
Verkehrserziehung: Schule oder Eltern?
Auch beim Thema Verkehrsbildung gibt es Nachholbedarf. 36 Prozent der Eltern sind der Meinung, dass Verkehrsregeln nicht ausreichend in der Schule vermittelt werden. Gleichzeitig sehen sich 61 Prozent in der Eigenverantwortung – Verkehrserziehung bleibt also in vielen Familien eine private Aufgabe.
Ideal wäre ein Miteinander von Schule, Elternhaus und Kommune: Neben praktischen Übungen im Unterricht könnten Schulwegpläne und gezielte Verkehrstrainings helfen, das Risiko zu senken und das Sicherheitsgefühl zu stärken.
Fazit: Mehr Kindgerechtigkeit im Verkehr!
DVR-Präsident Manfred Wirsch bringt es auf den Punkt:
„Der Verkehrsraum muss so gestaltet sein, dass die Belange und Kompetenzen von Kindern berücksichtigt werden.“
Dazu gehören barrierefreie, übersichtliche Wege, langsame Fahrgeschwindigkeiten und eine klare Infrastruktur, die sich an den Bedürfnissen junger Verkehrsteilnehmer orientiert – nicht an der Bequemlichkeit des Autoverkehrs.
Sichere Schulwege sind keine Kür, sondern Pflicht – für Städte, Gemeinden, Schulen und Eltern gleichermaßen. Denn jedes Kind hat das Recht, seinen Schulweg sicher und selbstständig zu meistern.