Demografischer Wandel im Handwerk: Wie Arbeitgeber ihr Team fit und gesund halten
In deutschen Betrieben verändert sich gerade etwas Grundlegendes – und zwar die Altersstruktur. Die Belegschaft wird älter, besonders im Handwerk. Das stellt viele Unternehmen vor neue Herausforderungen, vor allem wenn es um Gesundheit und Arbeitsfähigkeit geht. Aber mit den richtigen Maßnahmen kann der demografische Wandel zur Chance werden.
Muskel- und Skeletterkrankungen: Die unsichtbare Gefahr
Studien wie die der IKK classic zeigen: Muskel- und Skeletterkrankungen sind die häufigste Ursache für krankheitsbedingte Ausfälle – und zwar insbesondere bei älteren Beschäftigten. Diese fehlen zwar seltener, sind im Krankheitsfall aber oft länger arbeitsunfähig. Hinzu kommen Herz-Kreislauf- sowie Atemwegserkrankungen.
Kurz: Die gesundheitliche Belastung steigt mit dem Alter – und mit ihr das Risiko für langfristige Ausfälle.
Keine Standardlösung: Prävention muss individuell sein
Prof. Volker Harth, Arbeitsmediziner und Experte für betriebliche Gesundheitsvorsorge, bringt es auf den Punkt:
„Es gibt keine allgemeingültige Lösung. Der Gesundheitsschutz muss individuell an Mitarbeitende, Arbeitsplatz und Gewerk angepasst werden.“
Die Grundlage jeder Maßnahme ist dabei die Gefährdungsbeurteilung. Sie ist gesetzlich vorgeschrieben und hilft, konkrete Risiken zu erkennen – und gezielt zu entschärfen.
Beispiel: Eine ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes – etwa die Höhe der Werkbank – kann Rückenschmerzen effektiv vorbeugen.
Das STOP-Prinzip: Vier Schritte für mehr Gesundheit
Beim Schutz der Beschäftigten sollten Arbeitgeber nach dem sogenannten STOP-Prinzip vorgehen:
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Substitution: Gefährliche Stoffe oder Tätigkeiten ersetzen
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Technische Maßnahmen: Schutz durch Geräte oder Hilfsmittel
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Organisatorische Maßnahmen: Abläufe und Arbeitszeiten optimieren
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Persönliche Schutzausrüstung (PSA): Schutzkleidung und Ausrüstung bereitstellen
Konkret heißt das z. B. bei Arbeiten im Freien:
Sonnensegel (technisch), Arbeit in den kühleren Morgenstunden (organisatorisch) und UV-Schutzkleidung mit Kopfbedeckung (persönlich).
Arbeitsmedizinische Vorsorge: Mehr als nur Routine
Betriebe sind verpflichtet, auf Basis der Gefährdungsbeurteilung auch arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen anzubieten. Diese helfen, gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen – etwa durch Hautscreenings für Beschäftigte, die regelmäßig in der Sonne arbeiten.
Ein guter Partner: der Betriebsarzt. Er berät individuell, z. B. je nach Hauttyp oder Vorerkrankung, und unterstützt auch bei der Prävention chronischer Beschwerden.
Wiedereingliederung als Chance – nicht als Pflicht
Wenn Mitarbeitende nach längerer Krankheit zurückkehren, ist ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Pflicht. Doch es ist mehr als nur Bürokratie – es ist eine echte Chance für beide Seiten.
Prof. Harth nennt ein Beispiel:
Ein Dachdecker mit Bandscheibenvorfall kann vielleicht nicht mehr aufs Dach – aber mit einer Drohne weiterhin Dachinspektionen durchführen oder Aufmaße übernehmen.
Umschulungen, technische Hilfsmittel und Arbeitsplatzanpassungen machen das möglich.
Fazit: Gesunde Mitarbeitende – starkes Unternehmen
Der demografische Wandel ist real – und er betrifft uns alle. Für Betriebe bedeutet das: Wer seine Beschäftigten individuell fördert, sie gesund hält und langfristig einbindet, investiert nicht nur in deren Wohlbefinden, sondern auch in die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens.
Denn: Gesunde Teams sind leistungsfähige Teams.
Und in Zeiten von Fachkräftemangel ist jede erhaltene Arbeitskraft Gold wert.
Tipp für Arbeitgeber:
Nutzen Sie die Unterstützung von Berufsgenossenschaften, Krankenkassen und Rentenversicherungen. Viele bieten Beratung, Zuschüsse und Programme zur betrieblichen Gesundheitsförderung an – oft kostenlos.