Stehen ist das neue Sitzen? Nicht ganz. Warum der Hype um Stehschreibtische kritisch zu sehen ist
Lange galten Stehschreibtische als die bessere Alternative zum klassischen Bürostuhl. “Sitzen ist das neue Rauchen”, hieß es – und im Zuge der Gesundheitswelle wurde das Arbeiten im Stehen beinahe zum Heilsversprechen. Doch jetzt zeigt eine neue Studie aus Großbritannien: Auch wer viel steht, lebt nicht zwangsläufig gesünder.
Neue Studie entzaubert den Stehtrend
Ein internationales Forschungsteam rund um Matthew Ahmadi von der University of Sydney hat Daten von über 83.000 Büroangestellten ausgewertet, die sich sieben Jahre lang mit Fitnesstrackern im Arbeitsalltag begleitet haben. Die Daten stammen aus der renommierten UK Biobank, einem groß angelegten Gesundheitsforschungsprojekt.
Das Ergebnis ist überraschend ernüchternd:
Sowohl langes Sitzen als auch langes Stehen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Sitzen macht das Herz krank – Stehen die Beine
Die Daten im Detail:
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Wer mehr als 10 Stunden täglich sitzt, hat ein 26 % erhöhtes Risiko pro weiterer Stunde für Krankheiten wie koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz oder Schlaganfälle.
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Wer dagegen über 2 Stunden im Stehen arbeitet, steigert das Risiko um 11 % pro weiterer halber Stunde – hier drohen Krampfadern, Veneninsuffizienz oder offene Beine.
Der entscheidende Punkt: Nicht die Körperhaltung ist das Problem – sondern die Eintönigkeit.
Die Lösung liegt in der Bewegung, nicht in der Haltung
Die Forschenden betonen: Weder Stehen noch Sitzen ist per se ungesund – erst in der Dauer und Monotonie liegt das Risiko. Der menschliche Körper ist auf Bewegung ausgelegt, nicht auf statische Haltungen. Egal ob stehend oder sitzend.
Was hilft also?
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Regelmäßige Bewegungspausen
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Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Gehen
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Kleine Übungen am Arbeitsplatz: Dehnen, Kniebeugen, kurze Spaziergänge
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Wer kann, nutzt die Mittagspause für einen flotten Spaziergang oder eine Runde Yoga
Fazit: Vielfalt statt Verzicht
Der Stehschreibtisch ist nicht die Wunderwaffe gegen Bürokrankheiten, als die er oft verkauft wird. Wer einfach nur länger steht, lebt nicht automatisch gesünder.
Es kommt auf Abwechslung an. Wer seine Haltung regelmäßig wechselt, sich bewusst bewegt und seinen Alltag dynamisch gestaltet, tut wirklich etwas für sein Herz-Kreislauf-System.
Also: Statt „Sitzen verboten“ lieber „Bewegung erlaubt“!
💡 Tipp zum Schluss:
Stell dir stündlich einen Timer, der dich daran erinnert: Aufstehen, strecken, ein paar Schritte gehen. Dein Körper wird es dir danken – egal ob du sitzt oder stehst.