Bluthochdruck am Arbeitsplatz: Neue Initiative stärkt Prävention im Unternehmen
„Am Arbeitsplatz erreichen wir auch Menschen, die selten zum Arzt gehen.“
Dieser Satz bringt auf den Punkt, warum Prävention nicht nur eine Aufgabe des Gesundheitssystems, sondern auch der Unternehmen ist. Bluthochdruck – in Fachkreisen Hypertonie genannt – zählt zu den häufigsten und zugleich am meisten unterschätzten Gesundheitsrisiken in der Erwerbsbevölkerung. Nun bündeln zwei medizinische Fachgesellschaften ihre Kräfte, um das Thema in der Arbeitswelt stärker zu verankern: Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) und die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM).
Warum Bluthochdruck auch Chefsache ist
In Deutschland leiden mehr als 20 Millionen Menschen an Bluthochdruck – etwa acht Millionen davon sind im erwerbsfähigen Alter. Viele Betroffene wissen jedoch nichts von ihrer Erkrankung, da Hypertonie lange Zeit keine spürbaren Symptome verursacht. Unbehandelt kann sie allerdings zu schweren Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen führen.
„Kein Unternehmen kann sich leisten, dass Mitarbeitende länger ausfallen oder sogar arbeitsunfähig werden – vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels“, warnt Prof. Markus van der Giet, Vorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Gerade deshalb sei es so wichtig, die betriebliche Gesundheitsförderung als erste Abwehrlinie gegen vermeidbare Krankheiten wie Bluthochdruck zu etablieren.
Blutdruck-Prävention im Betrieb: Projekt mit Modellcharakter
Bereits im Mai 2024 hat die Deutsche Hochdruckliga mit dem Projekt “Blutdruckmanager.de” eine Plattform ins Leben gerufen, die Betriebsärztinnen und -ärzte sowie HR-Verantwortliche unterstützt. Hier können Unternehmen kostenlos:
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Informationsmaterialien, Videos und Podcasts abrufen
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Anleitungen zur Selbstmessung und geprüfte Blutdruckmessgeräte nutzen
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Experten für Gesundheitsvorträge buchen
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Praxisnahe Konzepte für Gesundheitstage umsetzen
Mit dem Beitritt der DGAUM bekommt das Projekt nun arbeitsmedizinische Verstärkung. „Durch die Kooperation mit der DGAUM wird das Portal um arbeitsmedizinische Expertise erweitert“, so Prof. van der Giet. Und Prof. Andrea Kaifie-Pechmann von der DGAUM ergänzt:
„Bluthochdruck ist auch in der Arbeitswelt ein unterschätztes Risiko. Betriebsärztinnen und -ärzte können hier eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung und Prävention spielen.“
Interdisziplinäre Zusammenarbeit für mehr Wirkung
Gemeinsam wollen die beiden Fachgesellschaften:
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Fortbildungen für Betriebsärzte anbieten, um deren Rolle in der Prävention zu stärken
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Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit von betrieblichen Präventionsmaßnahmen initiieren
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Digitale Programme zur Blutdruckprävention weiterentwickeln
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Schulungen und Beratungskonzepte in den betrieblichen Alltag integrieren
Der Schulterschluss von Kardiologie und Arbeitsmedizin ist dabei ein klares Signal: Prävention funktioniert nur, wenn Fachbereiche zusammenarbeiten – und wenn sie dort ansetzt, wo die Menschen sind: am Arbeitsplatz.
Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz: Jetzt handeln!
Mit knapp 46 Millionen Erwerbstätigen bietet die Arbeitswelt ein enormes Potenzial, um präventiv gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzugehen. Die Initiative zeigt, wie niedrigschwellig Prävention sein kann – und wie viel Wirkung sie entfalten kann, wenn Unternehmen, Ärztinnen und Ärzte an einem Strang ziehen.
Was können Unternehmen tun?
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Blutdruckscreenings im Rahmen von Gesundheitstagen anbieten
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Mitarbeitende zur Selbstmessung und regelmäßigen Kontrolle motivieren
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Aufklärungsmaterialien bereitstellen
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Arbeitsmedizinische Angebote ausbauen
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Partnerschaft mit externen Gesundheitsakteuren suchen
Fazit:
Bluthochdruckprävention darf nicht erst in der Notaufnahme beginnen. Sie muss Teil einer vorausschauenden Unternehmensstrategie sein – als Investition in die Gesundheit, die Motivation und die Zukunftsfähigkeit der Belegschaft. Denn: Ein gesunder Blutdruck ist nicht nur privat, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll.