Innovative Prävention gegen Gewalt im öffentlichen Dienst
Die zunehmende Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst stellt eine alarmierende Entwicklung dar. Immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Verwaltung werden Opfer von Aggressionen und Übergriffen. Die Stadt Stuttgart und bundesweite Projekte wie “InGe” setzen daher auf innovative Präventionsstrategien, um sowohl den Arbeitsschutz als auch die psychosoziale Unterstützung der Betroffenen zu verbessern.
Gewalt im öffentlichen Dienst: Eine wachsende Herausforderung
Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) sind die Gewalttaten gegen Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In Baden-Württemberg wurden 2023 insgesamt 13.581 Polizeibeamte und 328 Feuerwehr- und Rettungsdienstmitarbeiter Opfer von Gewalt. Auch sonstige Beschäftigte im öffentlichen Dienst waren mit 1.525 gemeldeten Fällen betroffen – ein neuer Höchstwert. Diese Zahlen zeigen, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, um Angriffe zu verhindern und den Schutz von Bediensteten zu verbessern.
Psychosoziale Unterstützung als zentrale Maßnahme
Ein innovativer Ansatz zur Gewaltprävention wurde von der Stadt Stuttgart entwickelt: Bereits 2017 veröffentlichte die Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Gesamtpersonalrat eine “Grundsatzerklärung gegen Gewalt am Arbeitsplatz”. Damit wurde das Mitarbeiterunterstützungsteam (MUT) ins Leben gerufen.
Das MUT-Team bietet psychosoziale Hilfe für Betroffene und unterscheidet dabei zwischen:
- Primäropfern: direkt betroffene Personen einer Gewaltsituation,
- Sekundäropfern: Menschen, die die Auswirkungen der Gewalt hautnah miterleben,
- Tertiäropfern: Kolleginnen und Kollegen, die durch das Leid der Betroffenen indirekt betroffen sind.
Durch gezielte Interventionen stabilisiert das Team die psychische Gesundheit der Opfer und unterstützt deren Rückkehr in den Arbeitsalltag. Diese innovative Form der Nachsorge wurde mit dem UKBW-Preis der Unfallkasse Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Präventionsdatenbank als neuer Ansatz zur Gewaltbekämpfung
Ein weiteres bedeutendes Projekt ist das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt “Lagebildinstrument zu Gewalterfahrungen von Beschäftigten im öffentlichen Dienst (InGe)”. Bislang gab es keine einheitliche Datengrundlage zu Gewaltvorfällen gegen Beamte und Angestellte. Das InGe-Projekt hat daher eine elektronische Meldeplattform geschaffen, mit der gezielt Daten zu physischen und psychischen Angriffen erfasst werden.
Zusätzlich wurde eine Präventionsdatenbank entwickelt, die mittlerweile über 80 Maßnahmen zur Gewaltprävention enthält. Diese können nach verschiedenen Kriterien gefiltert werden, darunter:
- Art der Gewalt (z. B. physische Angriffe, verbale Bedrohungen),
- Berufsgruppe (z. B. Polizei, Verwaltung, Rettungsdienste),
- Zielsetzung (z. B. Deeskalation, Schutzmechanismen),
- Wirksamkeit der Maßnahmen.
Seit dem 30. September 2024 ist die Datenbank über die InGe-Projekthomepage zugänglich und wird kontinuierlich erweitert. Langfristig soll sie mit dem Meldeportal verknüpft werden, um fundierte Präventionsstrategien noch besser umsetzen zu können.
Fazit: Gewaltprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Die steigende Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst erfordert gezielte und nachhaltige Maßnahmen. Die Stadt Stuttgart setzt mit ihrem MUT-Team auf psychosoziale Unterstützung, während das InGe-Projekt durch eine umfassende Datenanalyse und gezielte Präventionsmaßnahmen eine langfristige Lösung anstrebt. Diese innovativen Ansätze sind entscheidend, um die Arbeitsbedingungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sicherer zu gestalten und Gewalt effektiv entgegenzuwirken.