Jeder zweite Arzt schätzt den Stand der Prävention als unzureichend ein
Prävention in Deutschland: Ein kritischer Blick aus der Ärzteschaft
Mehr als die Hälfte der Ärzte in Deutschland bewerten den aktuellen Stand der Prävention als schlecht (48,8 Prozent) oder sogar sehr schlecht (6,5 Prozent). Lediglich 12,1 Prozent beurteilen ihn als gut, und nur 2,5 Prozent als sehr gut. Diese alarmierenden Zahlen zeigen, dass noch viel Handlungsbedarf besteht, um die Gesundheitsvorsorge in Deutschland zu verbessern.
Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Dr. Johannes Nießen, kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), betont: „Deutschland braucht mehr Prävention.“ Eine der größten Herausforderungen sei es, die gesamte Bevölkerung zu erreichen. Laut der befragten Ärzte müssten sich vor allem Schulen, Patienten und die Mediziner selbst stärker für das Thema engagieren. Auch Medien, Krankenkassen, das Gesundheitsministerium, Arbeitgeber und Apotheker sollten ihrer Verantwortung nachkommen.
Jan Reuter, Apothekeninhaber und Beirat im Landesapothekerverband Baden-Württemberg, bestätigt diese Sichtweise: „Echte Veränderung geschieht nur, wenn wir gemeinsam handeln – für unsere Patienten und eine gesündere Zukunft.“ Auch Maren Puttfarcken von der TK-Landesvertretung Hamburg betont die Wichtigkeit gemeinsamer Initiativen: „Gesetzliche Krankenkassen engagieren sich bereits aktiv für die Gesundheit ihrer Versicherten. Unsere zertifizierten Gesundheitskurse bieten jedem die Möglichkeit, etwas für die eigene Vorsorge zu tun.“
Social Media als ungenutzte Chance
Trotz der wachsenden Bedeutung digitaler Medien setzen die meisten Ärzte weiterhin auf klassische Methoden der Patienteninformation, wie persönliche Gespräche oder Informationsmaterial im Wartezimmer. Nur etwa 8 Prozent nutzen Social Media zur Aufklärung über Vorsorgemöglichkeiten. Alexandra Köhler, Redaktionsleiterin der Stiftung Gesundheit, sieht hier Potenzial: „Unsere Gesellschaft verbringt immer mehr Zeit in sozialen Netzwerken. Ärzte sollten diese Kanäle nutzen, um das Bewusstsein für Prävention zu stärken.“
Die Bedeutung der Studie
Die Ergebnisse stammen aus der Ad-hoc-Befragungsreihe „Im Fokus“ der Stiftung Gesundheit. Seit Anfang 2022 werden vierteljährlich Haus- und Fachärzte zu aktuellen Themen befragt. An der Erhebung im dritten Quartal 2024 nahmen 454 Ärzte teil.
Fazit: Prävention braucht mehr Aufmerksamkeit
Die Umfrage zeigt deutlich, dass Prävention in Deutschland noch nicht den Stellenwert hat, den sie verdient. Um die Gesundheitsvorsorge nachhaltig zu verbessern, sind gemeinsame Anstrengungen von Politik, Medizin, Medien und Gesellschaft erforderlich. Moderne Kommunikationswege wie Social Media könnten dabei eine entscheidende Rolle spielen, um mehr Menschen zu erreichen und für eine gesunde Lebensweise zu sensibilisieren.